Wenn man irgendwo eine Zeit lang ist und der Abschied naht, hat man oft ein vollgepacktes Programm: Alle Projekte abschließen, alle Freunde nochmal treffen, restliche Besorgungen, Lieblingsorte noch einmal besuchen etc. Hatte ich mir auch vorgenommen. Nachdem ich mit dem Abschluss meiner Projekte für Honko fertig war, und mich dem schönen Teil, widmend wollte, kam alles ein bisschen anders.
Freitag wollten Nikki und ich noch mal Kajak fahren, allerdings dauerte dann ihr Besuch der neuen möglichen Partnerorganisation Copefrito südlich von Toliara einen ganzen Tag, und nicht nur wenige Stunden. Also kein Kajak.
Früh wollte ich eigentlich mit Lalas und Salah eine Vogelexpedition machen. Da sich außer uns aber kein anderer im Center befand und die beiden Vögel erkennen zusammen üben müssen hielt ich die Stellung. Also keine Vögel.
Der Kreis schließt sich
In der Nacht zu Samstag (06.02.) hatte ich riesige Kopfschmerzen und Fieber, ziemlich unschön. Nur nicht unterkriegen lassen! Bin also mit Lalas und Salah Samstag auf Vogel-Tour, nachdem die anderen zurück waren. Anschließend sofort aufs Bett gefallen. Wieder Kopfschmerzen und unsägliches Fieber, Dünnpfiff. Nikki döste ihre Partynacht in Toliara weg. Mittags dann mehrfach den Kopf in einen Eimer Wasser versenkt, Waschlappen auf die Stirn, zumindest explodierte mein Gehirn jetzt nicht mehr. Junior Guides konnte ich auf keinen Fall betreuen, Nikki empfahl das Krankenhaus.
Malaria-Erkältungssymptome sind in einem „mückeninfizierten Sumpf“ wie Nikki es gerne nennt, wo wöchentlich irgendwer Malaria hat und einige nicht mehr aufstehen ein bisschen gruselig, trotz Malarone Malariaprophylaxe.
Wir also mit dem Tuck-Tuck und Lalas als Übersetzer nach Toliara gefahren. Mir kam die Strecke noch nie so lange vor. Besonders gefedert sind Tuck-Tucks nicht und so verfällt der Kranke schnell in einen Ist-mir-alles-egal-sag-Bescheid-wenn-es-vorbei-ist-Zustand. Schließlich erreichten wir die kleine Klinik St. Luc. Kein Mensch da, im Hof sitzen ein paar Männer. Einer humpelt los und geht einen jungen Mann in weißem Kittel holen. Er holt uns in ein winziges Zimmer, wo ich gewogen werde, Blutdruck (mit Handpumpe) und Temperatur (mit Quecksilberthermometer) gemessen wird. Alle Daten schreibt er fein säuberlich auf ein blankes Blatt Papier und malt mit Lineal Unterteilungen. Wir warten im menschenleeren gefliesten Raum. Ein dicklicher älterer Mann in nicht zueinanderpassenden Hawaii-Shorts und Hemd kommt auf uns zu. Es ist der Arzt. Es geht in sein ziemlich leeres Behandlungszimmer. Er hat wohl in Gera studiert, aber das geht in dem Moment an mir vorbei. Werde nach Symptomen gefragt (auf Französisch), bzw. Lalas übersetzt in Englisch wenn mein Gehirn schlapp macht. Lege mich kurz auf die Liege, der Arzt drückt hier und da, leuchtet in Mund und Nase. Wieder ins Wartezimmer. Werden in ein neues winziges Zimmer in einem anderen Gebäude geführt, wo ein junger Mann in Ausgeh-Klamotten mir eine Tropfen Blut zum Malariatesten abnimmt. 20min warten.
Zwischendurch treffen wir Rinah und einen Freiwilligen von Reef Doctor, die Welt ist klein und Toliara und die NGO-Landschaft besonders. Werde in ein neues winziges Zimmer geführt wo ich auf dem einzigen Holzstuhl vor einem Krankenbett mit einem Patienten Platz nehme. Malaria: negativ. Das hilft mir in dem Moment aber auch nicht. Bekomme Paracetamol und Vitamin Sprudeltabletten. Anschließend geht es mit dem Tuck-Tuck wieder nach Honko, bzw. Nikki bleibt zum Feiern mit den Reef Doctor Leuten in Toliara.
Ist vielleicht auch besser so, denn die nächste Nacht ist nicht viel angenehmer als die vorherige und ich schlafe kaum. Fange Sonntag mit einem Antibiotikum gegen Durchfall an. Die darauffolgende Nacht ist noch schlimmer und ich pendle mit Magenkrämpfen und Übelkeit zwischen Bett und Toilette bzw. versuche mich mit lesen abzulenken. Nach 3 Stunden Schlaf ist die Nacht vorbei. Nehme Montag ein Mittel gegen Magenkrämpfe und ein anderes Antibiotikum und bin in 4 Stunden wieder vollkommen hergestellt. Viel Zeit bleibt jetzt nicht mehr in Honko aber wir gehen im Sonnenuntergang bei Neumond-bedingten hohen Tide noch einmal schwimmen. Die neue Volontärin die Montag (08.02.2016) aus Belgien angekommen ist, ist ganz begeistert – in Europa ist ja Winter.
Merke: Reisedurchfall kann nach dem 3 Monat schlimmer sein, als in der 2. Woche
Letzte Velomas in Toliara
Dienstag fahren wir alle mit dem Taxi (ich habe ja Gepäck) nach Toliara. Ein riesen Stapel Kleidung bleibt zurück, sowie all die kleinen Dinge die daheim alltäglich, aber hier schwer zu beschaffen sind: Klebezettel, aufladbare Taschenlampen, Kugelschreiber, Papier, Tampons etc.
Wir lassen unsere Sachen im direkt am Meer gelegenen Hotel Al Shame. Bezeichnenderweise steht im Hof der letzte noch nicht gefällte graue Mangrovenbaum. Die Wellen schlagen gegen unsere Zimmerwand.
Vieles hat leider zu, aber wir essen Mittag im ziemlich künstlerisch gestalteten Restaurant Le Jardin. Überall hängen Bilder und stehen geschnitzte alo-alos (Mahafali-Grab-Totempfähle). Ein paar Freunde von Lara, die mittlerweile schon auf La Réunion ist, schließen sich uns an.
Der Abend klingt aus in Manues Etincelle Bar.
Der Bar, wo wir zu Silvester tanzten, bevor der Luxemburger sich seine Zähne aussschlug,
der Bar wo Nikki ihren Freund auf Zeit von Reef Doctor fand,
der Bar wo Laras Veloma-Party (Abschiedsparty) war,
wo wir so oft 4-Käsepizza mit Mike aßen, während wir im Internet surften,
der Bar, wo man barfuß tanzen kann bis der Schweiß tropft,
wo man Rum in allen Geschmacksrichtungen aus Weingläsern trinkt,
und wo der Stecker für die Beleuchtung der Fassade jedes Mal gezogen werden muss, wenn jemand Pommes Frites will (für die Fritteuse).
Die Freunde von Manue und Lara bringen uns Mädels in einem riesigen 4×4 zurück zu unserem Hotel. Das ist auf jedem Fall bequemer als zu dritt in einem Pousse-Pousse und auch viel cooler. Es geht vorbei am Tam-Tam der viel berüchtigten Disko und dann ab ins Bett.